FREE­­­­­­ENACTMENT

performative Archäologie und Spekulation

Art Cologne

19. November 2022
Art Cologne, Koje ZADIK

Konzept: Kollektiv ZOO

Performance: Anja Plonka und Constantin Leonhard

Anja Plonka und Constantin Leonhard performten das FREEENACTMENT zu Chris Reineckes Cooperative in der Koje des ZADIK auf der ART COLOGNE 2022. In der Ausstellung mit dem Titel Cooperative waren die Besucher*innen der Kölner Galerie art intermedia 1967 im Sinne eines Partizipationsprojektes von Chris Reinecke dazu aufgefordert, ein Dombild mit zuvor von ihnen gekauten Kaugummis zu bekleben. Reinecke gilt als eine der ersten deutschen Aktionskünstlerinnen. Ausgehend von Chris Reinickes Aktion und dem Kölner Dom als Wahrzeichen und Machtsymbol zeichneten die Künstler*innen weitere Symbole auf die T-Shirts, welche sich im Prozess zur Aktionsfläche transformierten.

Fotodokumentation: ©Koelnmesse GmbH_Hanne Engwald

ZADIK – Zentralarchiv für deutsche und internationale Kunstmarktforschung

Konzept und Performance: Kollektiv ZOO

Das Zentralarchiv der deutschen und internationalen Kunstmarktforschung lud das Kollektiv ZOO dazu ein in seinen Archiven zu Scores und Fluxus künstlerisch zu forschen. Zahlreiche Fotos und Originaldokumente wurden vor Ort gesichtet. Per Telefon konnte Kontakt zu Zeitzeugen aus der Fluxus Zeit in Köln aufgenommen werden.  Die Archivalien wurden dadurch mit lebendigen Erzählungen wieder belebt. Hierbei wurde der Frage nachgegangen, inwiefern ein Archiv auch immer Lücken aufweist und eine Art Machtverhältnis des Kunstmarktes widerspiegelt. Wie können wir uns aus diesen Lücken heraus bewegen und dieses performativ Fortschreiben?
Ausgehend von ikonischen Bildern, Erzählungen und deskriptiven Zeitungsberichten der Fluxus Aktionen suchte das Kollektiv ZOO nach persönlichen Möglichkeiten des Fortschreibens. Entstanden sind die FREEENACTMENTS als eigenes Format der performativen Archäologie und Spekulation.

Anja Plonka, Constantin Leonhard und Jens Eike Krüger erarbeiteten gemeinsam ein FREEENACTMENT zu Joseph Beuys Performance Hasen und Herzen, die Anfang der 1970er Jahre in der Galerie art intermedia in Köln stattfinden sollte, jedoch nicht umgesetzt wurde. Das Kollektiv ZOO recherchierte hierzu im Archivbestand der Galerie art intermedia, der sich im ZADIK befindet. Sozial engagierte, kritische und politische Kunst waren Thema dieser Galerie. Obwohl der Galerist Helmut Rywelski selbst Teil des Kunstmarkts war, rebellierte er gegen die vorherrschenden Mechanismen.

Jens Eike Krüger befasste sich in seinem FREEENACTMENT mit Wolf Vostells Installation Ruhende Verkehr sowie dessen Arbeit mit Beton, Spielzeug und Vehikeln. Der Ruhende Verkehr gilt als eine der bekanntesten Arbeiten von Wolf Vostell. Dabei handelt es sich um seinen Opel Kapitän L, den der Künstler 1969 auf einem öffentlichen Parkplatz vor der Kölner Galerie art intermedia einbetonierte. Weniger dokumentiert sind Vostells Aktionen, bei denen er Kriegsspielzeug mit einem Hammer zerschlagen haben soll. Krüger versucht sich an einer collagierten Zusammenführung von Vostells Aktionen im Miniatur-Format. Dafür wurde Kriegsspielzeug zum ‚Ruhen‘ gebracht, indem es in kleinen Holzboxen installiert und dann in Beton eingegossen wurde.

Constantin Leonhard bezog sich in seinem FREEENACTMENT auf Charlotte Moormans Performance im Osthaus Museum in Hagen von 1976. Die Archivlage ist lückenhaft. Einige Hinweise finden sich im Bestand der Galeristin Inge Baecker. Klar ist: Ein Körper, ein BH aus Bildschirmen, ein Cello, ein Cello-Bogen, ein Schlafsack, Kleidungsstücke. Das sind die eindeutig zu identifizierenden Bestandteile der Aktion. Leonhard ging in seiner Performance den Fragen nach: Was könnte die Performance in der Performerin und im Publikum ausgelöst haben? Welche Atmosphäre erzeugt dieses Setting in mir? Wie kann ich diese Emotion und Atmosphäre für das Publikum spürbar und sichtbar machen?

Anja Plonka entwickelte das FREEENACTMENT zu Felix Kemners Aktion Sauerstoffproduktionsanlage, die erstmals 1969 im öffentlichen Raum in Köln stattfand. Bereits Ende der 1960er Jahre befasste sich Felix Kemner mit Umweltthemen und setzte die Sauerstoffproduktionsanlage um, indem er Moos in den Straßen von Köln, Aachen und München platzierte. Kemner thematisierte Moos als nachwachsendes und lebendiges Material unserer Umwelt und Produzent unserer Atemluft bevor diese Themen gesellschaftlich und politisch wurden. Kemner ist damit ein Pionier der Umweltkunst und sein frühes Werk war zukunftsweisend.

Fotodokumentation: Nathan-Dressen, ZADIK, Universität zu Köln

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